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22.10.2023
Weimarer Stadttauben finden ein neues zu Hause bei Camsin.
(Artikel von Marvin Reinhart / TA)
„Meistens sind wirklich die Menschen dran schuld.“ Es ist keine schöne Bilanz, die Melissa Böhme, Vorstandsmitglied des Stadttaubenhilfe Weimar, am Montag aufstellt. Derzeit befinden sich 74 gehandicapte Tauben in der Obhut des Vereins. Viele von ihnen ereilte ein ähnliches Schicksal: Sie wurden angeschossen. Andere Tauben weisen Verschnürungen am Fuß auf. Etwa weil sie sich in aufgespannten Netzen verfangen hätten und die Fäden nicht selbstständig wieder lösen können. Diese ziehen sich zu, schlimmstenfalls stirbt dann der Fuß ab, sagt Melissa Böhme. So oder so: Verantwortlich für die verletzten Tiere ist viel zu oft der Mensch.
Für gehandicapte Tauben sowie Rassetauben mit Qualzuchtmerkmalen gibt es nun eine neue, 25 Quadratmeter große Voliere in Weimar. Eingeweiht wurde diese bereits am Sonntag auf dem Gelände des Vereins Camsin an der Marienhöhe.
Begegnung zwischen Mensch und Tier wirkt beruhigend
„Als wir auf der Suche nach einem neuen Standort für unsere Voliere waren, trafen wir uns mit Evelyn Franke vom Verein Camsin. Wir tauschten uns über unser Vorhaben aus und schnell stellten wir fest, dass eine Zusammenarbeit für beide Vereine von Vorteil sei“, so Melissa Böhme. Denn die Tiere in der Voliere können von den Klienten des Vereins, der sich durch heilsame Begegnungen zwischen Mensch, Tier und Natur auszeichnet, beobachtet werden und so zur Beruhigung beitragen.
Insgesamt 64 Tauben konnten am Sonntag ihr neues Zuhause beziehen. Zehn weitere seien indes noch in Pflegestellen untergebracht. Denn mit 64 Tieren ist die neue Voliere nahezu ausgelastet. Eine ursprüngliche Voliere für gehandicapte Tauben befand sich temporär auf dem Gelände des Tierheims. Nachdem diese weichen musste, waren die Tiere einige Monate in einer privaten Zwischenunterkunft untergebracht.
Seit 2017 setzt sich die Taubenhilfe in Weimar aktiv für das Wohl der Tiere ein. Wird eine verletzte Taube gemeldet, etwa über das Notfalltelefon der Stadttaubenhilfe unter 0178/3097213, bringen Vereinsmitglieder den Vogel in eine private Pflegestation, gehen zum Tierarzt. Gerade bei angeschossenen Tauben sei es nicht selten, dass durch die Diabolos verursachte Verletzungen am Flügel eine Amputation nach sich ziehen und die Tiere fortan flugunfähig sind.
Die Tauben haben dann keine Chance mehr auf ein normales Leben „auf der Straße“, können nicht einfach in eines der drei Taubenhäuser der Stadt – das erste wurde bereits 2018 auf einem Haus der Stiftung Wohnen Plus im Weimarer Norden aufgestellt, später um ein weiteres auf dem Mon Ami ergänzt und erst im Winter um ein drittes auf dem Dach eines Hauses der Weimarer Wohnstätte in West erweitert – gesetzt werden.
Ob der zehn weiteren gehandicapten Tauben und der Voraussicht, dass es nicht lange nur zehn bleiben werden, sucht der Verein bereits jetzt nach einem weiteren Standort für eine solche Voliere. „Da wir mit dem städtischen Tierheim zusammenarbeiten, können Rassetauben natürlich auch an Liebhaber, die eine tierschutzgerechte Haltung ermöglichen können, vermittelt werden. Auch Patenschaften für unsere Tauben sind möglich.“
Quelle: https://www.thueringer-allgemeine.de/regionen/weimar/oft-wegen-schussverletzungen-gehandicapt-neues-zuhause-fuer-tauben-in-weimar-id239868223.html
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